„Rosario war so toll! Nicht nur, dass sie mir das authentische Lima gezeigt hat, sie hat mich total unterstützt und mir zum Beispiel dabei geholfen, eine Telefonkarte zu kaufen. Das hat mich als Alleinreisende total entlastet!“ – sprudelte unsere Kundin Ulrike los, als wir nach ihrer Peru Reise mit ihr telefonierten. Ein Grund mehr, eine Runde mit Tourguide Rosario zu quatschen, dachte sich unsere Autorin, und hat sich direkt für ein Videotelefonat verabredet.
Betty
„Was Reisen für mich so besonders macht? Nicht nur die schönen Orte dieser Welt, sondern vor allem die Menschen, die dort leben und die spannendsten & bewegendsten Geschichten auf Lager haben."
Betty, FairAway Redaktion
„Ich habe mich so gefreut, als ich gehört habe, dass jemand von FairAway mit mir ein Interview machen will! Ich finde es immer total wichtig, die Menschen kennenzulernen, die Reisende nach Peru bringen, denen ich dann auf meiner Walking Tour Lima zeige!“ – von der ersten Sekunde unseres Gesprächs bin ich ganz verzaubert von Rosarios positiver Energie. Ich kann mir direkt vorstellen, wie sie die Reisenden beim Erkunden von Lima mitreißt. Und darin hat sie schon einige Übung: Seit 1999 zeigt sie schon Touristen die Schönheit ihrer Stadt!
Kennt Peru wie ihre Westentasche: Rosario
Über 20 Jahre zu Fuß unterwegs in Lima
Wie alles begann? Rosario erzählt: „Ich habe schon in den frühen 90ern meine offizielle Zertifizierung als Tourguide gemacht. In der Zeit kamen aufgrund der politischen Lage sehr wenige Touristen, ab 1999 habe ich dann richtig loslegen können.“ Zuerst hat sie in einem Hotel nahe dem Flughafen gearbeitet und nebenbei nur Freunden, Familie und Bekannten die Stadt gezeigt. Viele Hotelgäste, die nur ein oder zwei Tage vor ihrer Weiterreise dort waren, haben sie nach Informationen über Lima gefragt und wollten wissen, ob sie ihnen nicht etwas zeigen kann. „Daraufhin habe ich zu meinem damaligen Chef gesagt: Weißt du, ich bin zertifizierter Tourguide – kann ich Stadtführungen machen? Er hat zugestimmt, und seitdem habe ich nicht mehr aufgehört mit meinen Walking Tours.“
Raus aus dem Hotel, rein in die Straßen Limas!
Rosarios Mission: Peru verstehen und lieben lernen
Wie vielen Reisenden Rosario Lima schon gezeigt hat, kann sie unmöglich mehr sagen. Aber an einen Moment erinnert sie sich besonders: „Ich treffe Reisende aus aller Welt, und alle kommen mit unterschiedlichen Vorstellungen hier an. Einmal hatte ich drei Reisende auf einer Tour nach Ica, die sich bei jeder Gelegenheit beschwert haben. Das Zimmer war nicht komfortabel genug, das Essen war nicht gut, irgendein Haar in der Suppe haben sie immer gefunden. Ich habe versucht, alle Probleme unterwegs zu lösen, und habe mir dann am Ende viel Zeit genommen, ihnen die Unterschiede zu erklären zwischen Peru und vielen Ländern in Europa oder den USA. Warum manchmal vielleicht Sachen nicht rund laufen oder zum Beispiel die Klimaanlage nicht funktioniert, aber dass alle alles dafür geben, dass Besucher dieses schönen Landes sich wohlfühlen. Am Ende haben die drei Damen sich als erstes und sehr herzlich bedankt – das war ein sehr schöner Moment, weil ich gemerkt habe, dass ich ihnen wirklich etwas mitgeben konnte.“
„Wenn manchmal was nicht nach Plan funktioniert, heißt das überhaupt nicht, dass ein Hotel oder Restaurant schlecht ist – im Gegenteil, alle geben sich riesige Mühe, dass Touristen eine tolle Zeit haben. Dafür sensibilisiere ich meine Reisenden.“
Rosario gibt ihren Reisenden viel mit – für die Peru Reise zum Beispiel , wie man Coca Blätter kaut, aber auch für's Leben!
100 Prozent Leidenschaft – und viele Vitamine
Ich frage Rosario, was sie besonders mag an ihrem Job. Sie strahlt: „Alles! Ich liebe es, wenn ich sehe, dass die Touristen glücklich sind. Mein Sohn lacht mich immer aus, wenn ich sage, dass ich zur Arbeit gehe, weil er meint: Du bist viel zu happy dafür, dass du arbeiten gehst. Und wenn ich Fotos poste, wie ich mit den Touristen esse, kommentieren meine Freunde: Das ist Arbeit, dafür bekommst du Geld?! Du isst und strahlst den ganzen Tag? Ich sage dann immer: Ja, und es ist total gesund, ich bewege mich und ich esse viele Vitamine!“ Rosario ist zu 100 Prozent mit Leidenschaft dabei, das merkt man sofort.
Und genau damit geht sie an jede neue Tour ran: „Meine Tour ist anders, nicht so formal. Ich habe keine Liste an Informationen oder Sehenswürdigkeiten, die ich abfrühstücke. Stattdessen schaue ich zu Beginn von jeder Stadtführung: Wen habe ich da vor mir? Wie kann ich sie einbeziehen? Wie kann ich mit ihnen eine Verbindung aufbauen? Es macht mir riesigen Spaß rauszufinden, was sie mögen und was sie in Peru machen werden, und dann meine Tour dementsprechend anzupassen – da passiert ganz viel, und am Ende sind alle glücklich.“ Um besser auf ihre Kunden eingehen und ihre Kultur verstehen zu können, ist sie sogar schon nach Deutschland gereist!
„Was mich antreibt? Wenn ich in die glücklichen Gesichter meiner Reisenden schaue, eine Verbindung spüre und weiß, dass ich ihnen eine neue und unvergessliche Erfahrung bescheren konnte.“
Glückliche Gesichter bei Rosarios Walking Tour durch Lima – genau dafür macht sie den Job
Peru-Einführung à la Rosario
Da viele ihre Peru Reise in Lima starten, sieht sie sich zudem als eine Art Eingangstor nach Peru. „Ich zeige den Menschen Lima, aber gebe auch eine Art Vorschau, was sie auf ihrer weiteren Reise erwartet. Ich erzähle ihnen zum Beispiel etwas über die politische Situation – aber mache auch ganz praktische Dinge. Zum Beispiel bringe ich ihnen bei, wie man Coca-Blätter kaut, was sie spätestens brauchen, wenn sie nach Cusco reisen und der Höhe ausgesetzt sind.“
So kannst du gegen die Höhen vorbeugen
Lima-Liebe geht durch den Magen
Apropos kauen: Der 1. Stopp von Rosarios Stadtführung ist immer der lokale Markt. „Ich zeige den Reisenden, was sie kulinarisch in Peru erwartet – schließlich ist unsere Küche ganz offiziell eine der besten weltweit!“ Und Geschmack kann man zwar erklären, aber noch besser schmecken, deswegen probieren Reisende mit Rosario auch fleißig. „Oft sagen sie „Ach, das kenn ich“, kosten dann und sind dann total überrascht – zum Beispiel, wenn eine Zitrone süß statt sauer schmeckt. Dass wir so viele verschiedene Avocado- und Kartoffelsorten haben, wissen auch viele nicht. Wir essen in Peru viele Dinge, die die Menschen bei sich zu Hause nicht anrühren. Umso schöner ist es, wenn sie dieses Erlebnis haben und dabei ganz neue Geschmäcker kennenlernen!“
Bis zu zwölf Früchte probieren Reisende mit Rosario. Gibt es etwas, was viele gar nicht mögen, frage ich? Sie lacht. „Manche Früchte sind für ihren Geschmack extrem sauer – ich scherze dann immer, dass das ein Vorgeschmack auf ihr Essen in den nächsten Wochen ist.“ Peru wurde übrigens bereits neunmal (!) zur besten kulinarischen Destination der Welt gewählt – Reisende können sich also richtig darauf freuen!
Wie das wohl schmeckt? Die Reisenden sehen happy aus!
Peru erfahren statt nur sehen
Manchmal geht Rosario im Anschluss an die Walking Tour noch gemeinsam mit den Reisenden etwas essen. „Ich bestelle dann immer peruanische Tapas, damit alle alles probieren können. Das ist dann wieder eine neue Erfahrung – und darauf kommt es doch an, oder? Auf Erleben und Fühlen mit allen Sinnen!“ Immer wieder bezieht sie auch neue kulinarische Orte in ihre Tour ein, je nachdem, wie sehr sich die Menschen für die peruanische Küche interessieren. Ihr persönliches Lieblingsessen ist Ceviche „Was soll ich sagen, ich bin aus Lima, ich liebe Fisch!“, schmunzelt Rosario.
„Mein Lieblingsessen? Ceviche – ich bin aus Lima, wir lieben Fisch!“
Pssst: Rosarios geheime Lieblingsorte
Gibt es eigentlich irgendwas, was sie nicht mag an ihrem Job? Rosario überlegt. Dann lacht sie: „Vielleicht, dass ich wirklich viel laufen muss. Mindestens 10.000 Schritte am Tag, oft 20.000. Aber sonst liebe ich wirklich alles!“ Ihre persönlichen Lieblingsorte in Lima sind übrigens das Archäologische Museum Larco Herrera und die Casa de Aliaga. Letztere ist ein Haus aus der Zeit der Conquistadores, der Spanischen Eroberung, und seitdem wohnt hier in der 17. Generation die gleiche Familie – Nachfahren von Don Jerónimo de Aliaga. Nur wenige Tourguides haben die Erlaubnis, Reisenden diesen geschichtsträchtigen und gleichzeitig sehr privaten Ort zu zeigen, und Rosario ist eine davon.
Ich frage sie, welche Orte abgesehen von Lima sie in Peru besonders mag. „Ich liebe Cusco! Aber auch zu meinen Lieblingsstädten gehören auch Ayacucho und Trujillo – eine große Stadt im Norden, aber mit ganz viel Geschichte. Ich habe mal zwei Jahre während meiner Thesis dort gewohnt und noch eine starke Verbindung zu der Stadt.“ Überhaupt empfiehlt sie den Norden von Peru: Die meisten fahren eher in den Süden, aber auch im Norden gibt es so viel zu entdecken!“
Als zertifizierter Tourguide ist Rosario ein Türöffner für Orte, die du sonst nicht sehen würdest
Rosarios zweite Mission: Sicherheit geben
Aufgrund der Pandemie und der politischen Unruhen konnte Rosario in den letzten drei Jahren weniger Touristen Lima zeigen als erwartet – jetzt kommen langsam wieder Reisende nach Peru, denen Rosario auch Sicherheit gibt während ihrer Tour. „Die Menschen haben viele Fragen und es hilft ihnen, Antworten von jemandem zu hören, der hier wirklich lebt – egal, wie viel und was sie davor gelesen haben.“ Auf der Walking Tour zeigt sie, dass sich Reisende sicher bewegen können und auch ihre Kamera beruhigt rausholen können, um Fotos zu machen. „Ich hatte noch nie eine schlechte Erfahrung in Lima Downtown und möchte das auch weitergeben“, sagt sie. „Es ist einfach schade, wenn Menschen nicht herkommen, weil sie Angst haben. Der Tourismus ist einer der wichtigsten Wirtschaftszweige in Peru und da hängen so viele Menschen dran – nicht nur die Tourguides, sondern auch Taxifahrer, Verkäufer, Kellner.“ Sie selbst musste wegen der Pandemie und der politischen Unruhen zeitweise neben ihres zweiten Jobs als Englischlehrerin noch in einer Bäckerei arbeiten.
„Ich möchte den Reisenden ein sicheres Gefühl geben und gehe da als gutes Beispiel voran, beantworte ihnen alle Fragen zu Unsicherheiten, die sie zu Peru haben.“
Authentisch unterwegs mit Rosario – mit dem öffentlichen Bus geht's nach Downtown Lima
Begeistert nach vorne statt Stillstand
Was sie sich für die Zukunft wünscht, frage ich sie. Sie überlegt kurz: „Vor allem, dass die Tourismusbranche von der Politik als einer der wichtigsten Wirtschaftszweige anerkannt und gefördert wird. Und ich persönlich bereite noch ein neues Projekt vor – ich kann noch nichts darüber verraten, aber da freue ich mich sehr drauf.“ Das glaube ich sofort – Rosario wirkt wie eine Person, die sich immer weiterentwickeln möchte, und diese Annahme wird im nächsten Moment bestätigt: „Ich lerne gerade Chinesisch, das ist meine große Herausforderung. Eine so schwere Sprache, aber ich liebe es einfach zu lernen und möchte nie damit aufhören!“ Übrigens hat sie auch mehrere Jahre Deutsch gelernt und hatte damals aber kaum eine Möglichkeit zu üben – wenn du also nach Peru reist und eine Tour bei Rosario machst, könnt ihr ein kleines Sprach-Tandem starten!
Eine Stunde Gespräch mit Rosario vergeht wie im Flug, und als wir uns verabschieden, weiß ich schon: Bei meiner nächsten Peru Reise werde ich mit ihr durch Lima streifen – und mich definitiv durch die kulinarischen Highlights dieser besonderen Stadt schnabulieren!
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