Slow Travel: Was steckt hinter dem Reisetrend?
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Urlaub sollte eigentlich Erholung bedeuten – und doch ertappen wir uns öfter dabei, dass wir auf Reisen in Stress geraten. Zum Beispiel, weil wir eine Liste mit Sehenswürdigkeiten abhaken, in zwei Wochen 12 Stopps machen wollen oder trotz Urlaub unsere Arbeitsmails lesen. Klingt nicht so entspannend, oder? Doch in den letzten Jahren hat sich ein Reisetrend etabliert, der der Reise-Stressfalle bewusst entgegenwirkt: Slow Travel. Was das genau bedeutet, welche Vorteile es bringt und wie du zum entschleunigten Reisenden wirst, erfährst du hier.
Betty
„Was Reisen für mich so besonders macht? Nicht nur die schönen Orte dieser Welt, sondern vor allem die Menschen, die dort leben und die spannendsten & bewegendsten Geschichten auf Lager haben."
Betty, FairAway Redaktion
Was ist Slow Travel?
Wie der Name schon sagt, bedeutet „Slow Travel“, dass man langsam unterwegs ist. Aber das ist noch nicht alles: Vielmehr meint Slow Travel, abseits des Massentourismus oder in der Nebensaison zu reisen, bewusst und achtsam unterwegs zu sein, mit allen Sinnen zu erleben, Begegnungen zuzulassen, in die Landschaft einzutauchen und individuell zu entdecken statt eine Bucketlist abzuhaken. Anders formuliert: Slow Travel sorgt dafür, dass wir authentische Reiseerlebnisse ganz ohne Hektik bekommen, Ressourcen schützen und uns auf die jeweilige Kultur im Reiseland und auf die Menschen vor Ort mit Freude, Respekt und Wertschätzung einlassen. Außerdem ist beim Slow Travel der Weg das Ziel – nicht das Ankommen am nächsten Foto-Hotspot. Insgesamt bezieht sich Slow Travel also nicht einfach nur auf zeitliche Langsamkeit, sondern auf Qualität statt Quantität für intensivere Erlebnisse und mehr Wertschöpfung auf allen Seiten.
Warum Reisen in der Nebensaison eine gute Idee ist, erfährst du hier
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Deshalb lohnt sich Slow Travel
Stelle dir vor, du wachst mit den Geräuschen des Dschungels im Ohr ganz ohne Wecker auf. Streckst dich zweimal, wirfst dir ein Jäckchen über und folgst dem Geruch frisch gemahlenen Kaffees. Im Esszimmer des Homestays, in dem du dich einquartiert hast, erwartet dich schon deine Gastgeberin mit einem Lächeln und einem fröhlichen „Buenos días, dormiste bien?“. Dein ausgegrabenes Spanisch aus der Schule wird auch dank des Sprachkurses vor Ort von Tag zu Tag besser, und so hast du schon viel über das Leben im Dorf und deine Gastgeberfamilie erfahren – manchmal auch mit Händen und Füßen, immer mit viel Lachen. Nach dem Frühstück schnürst du deine Wanderschuhe, holst frisches Obst vom Händler an der Ecke – der schonmal in Bonn und Berlin war und jeden Morgen mit dir ein paar Sätze auf Deutsch übt – und setzt dich in dein neues Stammcafé. Hier holt dich kurz darauf dein lokaler Guide ab, um dich mit auf einen Ausflug mit Bootstour in den Dschungel zu nehmen. Nach einem aufregenden Tag, an dem du Krokodile und Faultiere zum 1. Mal aus der Nähe gesehen und ganz viel über die Flora und Fauna gelernt hast, kommst du „nach Hause“. Denn so fühlst du dich nach nur wenigen Tagen im Homestay. Du schließt den Tag mit einer Runde Meditieren, deinem Notizbuch, einem Plausch mit den Nachbarn und einem landestypischen Abendessen aus lokalen Zutaten ab, bevor du ins Bett fällst und dich freust, am nächsten Tag noch nicht die Koffer packen zu müssen, sondern einfach mal in den Tag zu trödeln.
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Klingt das wie Musik in deinen Ohren? Dann wird dir Slow Travel gefallen. Denn diese Vorteile bringt das Konzept mit sich:
- Du erlebst die vielen Eindrücke viel bewusster und lernst ein Land anders kennenlernen
- Du merkst, wie gut der Luxus der Langsamkeit tut und wie erholt du währenddessen und danach bist – einfach mal wirklich abschalten ist die Devise
- Wenn du langsamer unterwegs bist, siehst du viel mehr vom Land – zum Beispiel vom Zug oder vom Fahrrad aus
- Du unterstützt die Locals, wenn du zum Beispiel eine Woche in einem Homestay statt im Hotel verbringst und durch lokale Aktivitäten in das Leben eintauchst
- Du bist abseits der Menschenmassen unterwegs
- Du schaffst Erinnerungen, die für immer bleiben – in deinem Herzen, nicht auf Fotos
Slow Travel: So klappt es
Überzeugt? Dann los. So klappt es mit dem entschleunigten Reisen:
- Reise in der Nebensaison und/oder an Ziele, an denen es weniger Tourismus gibt
- Mache individuelle Reisen statt Pauschalreisen
- Nehme dir Zeit für deine Reise
- Schalte dein Handy aus
- Lasse Raum für Spontaneität und optionale Unternehmungen, takte also nicht zu sehr durch
- Übernachte in Homestays und kleine Pensionen
- Nehme den Zug oder den Bus oder das Fahrrad oder sogar deine Füße statt das Flugzeug, um von A nach B zu gelangen
- Gehe mit Interesse, Wertschätzung und Respekt auf Menschen zu
- Schmecke, rieche, höre, sehe bewusst mit einem Blick für Details
- Erachte den Weg als genauso wichtig an wie das Ziel und koste die kleinen Momente aus
- Schaue nicht drauf, was du verpasst an Sehenswürdigkeiten, sondern schätze das, was du erlebst
- Esse in lokalen Restaurants – oft sehen die unscheinbarer aus, aber sind viel leckerer
Slow Travel: Auf ein gesundes Maß kommt es an
Klingt gut, aber kommt dir alles schon sehr langsam vor – wer hat schon unbegrenzt Urlaub? Außerdem bist du nicht der Backpacker, der planlos loszieht, alles auf sich zukommen lässt und notfalls mit der Isomatte am Strand schläft? Und außerdem willst du, wenn du schonmal da bist, schon die wichtigsten Sehenswürdigkeiten sehen? Das ist nur allzu verständlich. Die gute Nachricht ist: Du brauchst dich gar nicht im Sinne von Entweder-Oder entscheiden. Nehme dir die Zeit, die du brauchst, und mache deinen eigenen Plan. Einen Mix aus Dingen, die du unbedingt sehen willst, lokalen Erlebnissen und Tagen, an denen du keinerlei Verpflichtungen hast. Plane so, dass du dich wohlfühlst, und suche dir den Komfort, den du für einen erholsamen Urlaub brauchst – kleine Pensionen, Homestays oder Eco-Lodges gibt es ganz unterschiedliche und für alle Bedürfnisse. Mache zwischendurch mehrere kurze Fahrradtouren, wenn du nicht zwei Wochen mit dem Fahrrad unterwegs sein willst. Wenn es geht, mache deine Reise nicht zur Hauptferienzeit, dann hast du bei den Sehenswürdigkeiten auch mehr Ruhe. Und wage dich auf neue Pfade. Es lohnt sich – und die lokalen Begegnungen kommen fast von ganz alleine.
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