
Mehr als nur Halloween: Was hat es mit dem Día de Muertos auf sich – und wo kannst du ihn erleben? Wir nehmen dich mit auf eine Reise nach Mexiko!
Der Día de Muertos ist einer von Mexikos wichtigsten Feiertagen – und viele denken angesichts des Datums und der Thematik auf den ersten Blick: „Ach, das ist doch einfach nur Halloween“. Das stimmt aber nicht, wovon sich unsere Kollegin Betty auf ihrer Mexiko Reise überzeugen konnte! Hier erzählt sie, wie sie den Día de Muertos in der bunten Stadt Oaxaca erlebt hat , welche Traditionen und Legenden sich um den die Tage im November ranken – und was sie besonders an dieser nur auf den ersten Blick morbiden Tradition liebt.
Betty
„Was Reisen für mich so besonders macht? Nicht nur die schönen Orte dieser Welt, sondern vor allem die Menschen, die dort leben und die spannendsten & bewegendsten Geschichten auf Lager haben."
Betty, FairAway Redaktion

Willkommen im Reich der Toten!
Schon als wir in Oaxaca aus dem Bus steigen, springt uns der Tod entgegen: In Form eines großen Skeletts aus Pappmaschee, welches eine Programmtafel für den diesjährigen Día de Muertos in der Hand hält und uns freundlich angrinst. Wir grinsen zurück, machen schnell das erste von vielen Fotos, springen dann in einen lustig wackelnden Bus und ab geht’s in das bunte Stadtzentrum von Oaxaca. Hier, haben mir meine mexikanischen Freunde gesagt, ist einer der schönsten Orte, um den Tag der Toten zu zelebrieren. Ich habe mich sehr darauf gefreut, denn die Idee hinter dem Día de Muertos – die Toten zu feiern, statt sie zu betrauern – finde ich total schön und wollte das schon immer mal selber erleben. Dementsprechend riesig ist die Freude, als es endlich soweit ist!

Der Día de Muertos: Eine frostige Angelegenheit?
Bei unserer Unterkunft angekommen, empfängt uns unsere Gastgeberin Angela in ihrem blühenden Garten mit zwei süßen Hunden und ihrem klitzekleinen Baby. Auch hier ist bereits etwas aufgebaut: Ein kleiner Altar mit einem Foto ihres Vaters. Nachdem sie uns alles gezeigt hat, fragen wir sie, ob sie Empfehlungen hat für den Día de Muertos. Ihre Augen leuchten: „Es wird zwar ziemlich voll sein, aber geht auf jeden Fall auf einen Friedhof, da wird schön gefeiert.“ Feiern und Friedhof, das passt mit der deutschen Totenruhe so gar nicht zusammen – das wird spannend!
Wir fragen sie nach dem Altar: „Wir stellen immer Altare für unsere verstorbenen Lieben auf, ihr werdet sie überall sehen. Die sind nicht nur mit Blumen – diese hier (sie zeigt auf die wunderschönen gelb-orangenen) heißen Cempasuchíl – geschmückt, sondern auch mit Gaben, die wir den Toten mitgeben wollen, wenn sie kommen. Denn daran glauben wir wirklich, dass sie uns besuchen in diesen Tagen. Es wird auch jedes Jahr genau am Día de Muertos kälter und danach wieder warm.“ Tatsächlich ist es etwas frisch. Wir checken später unsere Wetter App und sehen: Ab dem 5. November, wenn alles vorbei ist, wird es wieder richtig warm in der Stadt.

Von Skelett-Damen und anderen Legenden
Apropos Stadt: Wir können es kaum erwarten, uns ins Treiben zu stürzen. Da wir mit dem Nachtbus ankamen, ist die Stadt noch ganz leer, aber gleichzeitig extrem lebendig: Eine unfassbare Farbenpracht aus Girlanden, Graffitis, noch mehr Skeletten und Blumen empfängt uns. Und natürlich die „Catrina“! Diese, so haben wir gelernt, ist die zentrale Figur des Día de Muertos – eine bunte Skelett-Dame mit großem Hut und einem langen Kleid. „La Catrina“ heißt sowas wie „Die Reiche“, „Die Wohlhabende“ und wurde einst geschaffen, um sich über die vorrevolutionäre reicht Oberschicht lustig zu machen.

Und wir finden sie wirklich überall, genauso wie die gelben Blumen: Der Legende nach wanderte das schwer verliebte Liebespaar Xochitl und Huitzilin oft auf einen Berg, um dem Gott Tonatiuh Blumen zu bringen. Dafür bekamen sie von ihm Sonnenstrahlen. Als Huitzilin tragischerweise im Krieg fiel, wollte sie ein letztes Mal hochsteigen, um den Gott zu bitten, sie wieder mit ihrer großen Liebe zu vereinen. Dieser war davon so gerührt, dass er sie in eine Blume verwandelte, die wie die Sonne strahlte – und als diese ein Kolibri berührte, öffnete sie ihre Blüten und verströmte einen wunderbar betörenden Geruch. Solange Kolibri und Cempasuchíl zusammen sind, bleibt die Liebe lebendig – schön, oder?

nach Mexiko reisen?
Wann solltest du am besten
Den „Muertos“ schmeckt der Mezcal
Was dann folgt, sind fünf Tage voller Lebendigkeit, obwohl wir rund um die Uhr vom Tod umgeben sind. Die ganze Stadt ist auf der Straße, es ist bunt, laut, fröhlich. Immer wieder finden Umzüge statt, große geplante und kleine spontane, bei denen Trompeten gespielt und Trommeln getrommelt, riesige Figuren getragen, herrliche Verkleidungen präsentiert werden – und es wird natürlich ausgiebig getanzt. Auf den Plätzen der Stadt spielen Bands auf großen Bühnen, und überall kann man riesige Altare bewundern.
Und tatsächlich, sie sind nicht nur bunt geschmückt und mit Fotos versehen, sondern wir entdecken auf ihnen kleine Gaben, mal Chips und Bier, mal Obst, mal Süßigkeiten und natürlich Mezcal. Ich bin entzückt und sage zu meiner Freundin: Wenn es bei mir so weit ist, soll sie bitte dafür sorgen, dass ich auch Mezcal bekomme! Wir besuchen auch einen Friedhof, und tatsächlich: Hier versammeln sich zahlreiche Familien an den Gräbern ihrer Lieben, schmücken sie, stoßen an, tanzen, lachen.

Mein Fazit zum Día de Muertos
Nach fünf Tagen Día de Muertos sind wir etwas kaputtgefeiert und sitzen müde und glücklich im Bus, der uns ans Meer bringt. Wir lassen die Zeit Revue passieren und sind uns einig: Wir durften etwas ganz Besonderes erleben und eine Tradition kennenlernen, die einen so ganz anderen Umgang mit dem Tod hat. Und zwar eine sehr schöne, lebensbejahende! Und wenn man damit aufwächst, kann ich mir vorstellen, dass es was unheimlich Erleichterndes hat und einen ganz anders auf den Tod blicken lässt: Eben als etwas, was wirklich zum Leben einfach dazugehört und dadurch seinen Schrecken ein Stück weit verliert. Wir kommen auf jeden Fall wieder – aber ganz ehrlich: Jetzt ist es auch schön, mal ein paar Tage keine Skelette zu sehen.
Da willst du hin? Dann plane jetzt deine Reise zum Día de Muertos!

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