
Die Globalisierung der Welt schreitet schnell voran, reisen ist einfacher und erschwinglicher geworden. Was zum einen eine Bereicherung ist und finanzielle Vorteile für Teile der lokalen Bevölkerung in vielen Ländern bringt, bedeutet auf der anderen Seite eine Belastung für andere Menschen und besonders beliebte Plätze. „Overtourism“ ist das Stichwort, das man in dem Zusammenhang immer wieder hört: Überlaufene Städte, steigende Preise, eine hohe Umweltbelastung, rücksichtsloser Umgang mit jahrtausendealter Kultur und Massen an Müll sind problematische Folgen davon, dass Touristen manche Orte regelrecht „stürmen“. Dabei muss das gar nicht sein: Die Welt ist riesig, es gibt so viel zu entdecken und es macht überhaupt keinen Sinn macht, sich an wenigen Orten zu drängeln. Wir stellen Ihnen hier atemberaubende Alternativen zu sieben unter Tourismus leidenden Klassikern vor.
Betty
„Was Reisen für mich so besonders macht? Nicht nur die schönen Orte dieser Welt, sondern vor allem die Menschen, die dort leben und die spannendsten & bewegendsten Geschichten auf Lager haben."
Betty, FairAway Redaktion

7 Orte auf der Welt, die eine Pause gebrauchen könnten – und 7 Alternativen dazu

1. Machu Picchu
Machu Picchu ist wohl der bekannteste Fall von Overtourism, wenn wir über Europa mit Städten wie Barcelona, Venedig oder Amsterdam hinausdenken. Jährlich kommen hier über 1,5 Touristen her, was laut Unesco doppelt so viel ist, wie Machu Picchu ertragen kann. Durch den Bau eines internationalen Flughafens sollen die Zahlen sogar noch gesteigert werden. Wahnsinn, vor allem wenn man bedenkt, dass wir hier von einem Ort sprechen, der von Inkas im 15. Jahrhundert kunstvoll angelegt wurde.
Alternativen:
Zugegeben: Die alte Inka-Stadt übt eine besondere Faszination aus, sodass wir jeden verstehen können, der das einmal mit eigenen Augen sehen möchte. Dennoch kann hier aktiv etwas gegen Overtourism getan werden: Indem du nicht während der Hauptreisezeit hierherkommst und auch nicht über den überlaufenen Inkatrail. Eine Alternative ist zum Beispiel die Kaffeeroute, auf der du viel über die lokale Bevölkerung erfährst. Gleichzeitig gibt es auch Stätten, die (noch) nicht von den Massen bestürmt werden: die Ruinenstadt Choquequirao, die als kleine Schwester von Machu Picchu angesehen wird, oder die geheimnisvolle Ciudad Perdida in Kolumbien. Beide können nur durch mehrere Tage dauernde Wanderungen erreicht werden – ein Zustand, der sich hoffentlich nicht so bald ändert, denn jede bessere Anbindung bedeutet schlagartig mehr Besucher.

2. Rainbow Mountain
Peru, die Zweite. Der farbenfrohe Rainbow Mountain auf über 5.000 Metern Höhe ist erst seit ein paar Jahren für den Tourismus geöffnet, aber seitdem ein richtiger Shooting Star. Dank Instagram und Co. haben sich Reisende blitzschnell in den farbenfrohen Berg verliebt – zu Recht, er ist auch ein spektakulärer Anblick. Doch mittlerweile laufen hier zu viele Menschen gleichzeitig hoch, lassen ihren Müll zurück und verändern die Struktur des Weges. So ist er bei Regen kaum noch passierbar und die Natur leidet stark unter den Menschenmassen. Klarer Fall von Overtourism, dabei gibt es so viele bunte Berge in Südamerika!
Alternativen:
Wenn es innerhalb von Peru sein soll, wäre da zum Beispiel der Palccoyo: Ebenfalls von Cusco aus zu erreichen, liegt er nicht ganz so hoch, was die Wanderung viel weniger anstrengend macht. Touren werden bewusst klein gehalten und überall kannst du Lamas oder Alpakas sehen. Du siehst nicht nur einen, sondern sage und schreibe drei Regenbogenberge. Und auch in Argentinien, in der Nähe von Salta, kannst du in verschiedenen Farben leuchtende Berge bewundern.

3. Bali
Bali ist eine wunderschöne Insel! Kein Wunder also, dass die Touristen hierhin strömen. Interessant ist dabei, dass Bali einst ein Mekka für Ruhesuchende und Yogis war, bekannt für seine herzlichen Einheimischen, die jederzeit bereit waren, ihre Traditionen mit den Reisenden zu teilen. Doch mittlerweile sind es einfach zu viele. Hotels und Shopping Malls sind aus dem Boden geschossen und Müll stellt die Schönheit der Strände und des Meers auf die Probe. Bali ist hip, Bali ist beliebt – und Bali braucht ein bisschen Erholung, zumindest an den Hotspots.
Alternativen:
Indonesien besteht aus 13.000 Inseln – wieso stürzen sich dann alle auf eine? Tolle Alternativen sind zum Beispiel Lombok, Sumatra, Mojo oder Nusa Lembongan. Wen es trotzdem nach Bali zieht – verständlich, weil es hier nach wie vor zauberhafte Orte gibt –, der wird sich im untouristischeren Osten der Insel wohlfühlen. Wir empfehlen: Suche den Kontakt mit Einheimischen durch lokale Aktivitäten! Raus aus der Instagram-Blase, rein in die spannende Kultur.

4. Koh Phi Phi
Die Maya Bay auf Koh Phi Phi ist wahrscheinlich das berühmteste Opfer von Overtourism: Seit Leonardo DiCaprio hier beim Blockbuster „The Beach“ seinen Verstand verlor, wollte jeder den ultimativen Strand einmal live sehen. So kamen nicht nur Reisende hierher, um ein paar Tage am Traumstrand zu verweilen, sondern auch extrem viele Boote mit Tagesausflüglern. Die Folge: Zerstörte Korallen, Plastikmüll und Abwässer von Hotels haben dafür gesorgt, dass die Maya Bay noch mindestens zwei Jahre geschlossen bleibt. Damit sich die Natur erholen kann. Wir hoffen das Beste und auf vernünftige Regularien, wenn sie wieder öffnet.
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Alternativen:
Thailand bietet so viele Bilderbuchstrände, dass wir gar nicht wissen, wo wir anfangen sollen. Einer unserer Favoriten ist die friedliche Insel Koh Phayam in der Andameensee, aber auch Koh Jum, Koh Kood oder Koh Bulon sind Strandparadiese wie aus dem Bilderbuch. Vertraue uns – mit ein bisschen Recherche oder Tipps von Menschen vor Ort wirst du eine phantastischen Kulisse für deine Auszeit finden.

5. Cartagena
Cartagena ist die bunteste Stadt Kolumbiens. Eine wahre Augenweide, wie im Laufe der Jahre immer mehr Reiseveranstalter und Touristen festgestellt haben – vor allem, seit Kolumbien sich zum vergleichsweise sicheren Reiseziel in Südamerika gemausert hat. Die Folge: Die Locals können sich zum Beispiel das Leben durch die Gentrifizierung im Viertel Getsamaní teilweise nicht mehr leisten, die Strände sind überfüllt und gerade für die einheimische Bevölkerung zu teuer geworden und, besonders drastisch, manche junge Kolumbianerinnen driften in die Prostitution ab. Natürlich kannst du trotzdem einen Abstecher nach Cartagena machen, denn die Stadt ist wirklich hübsch und im Vergleich zu Städten wie Barcelona ist die Situation noch im Rahmen. Damit es sich nicht in die falsche Richtung bewegt: Reise am besten in der Nebensaison, achte darauf, lokale Geschäfte zu unterstützen, übernachte in kleinen familiengeführten Hotels und sprich auf Augenhöhe mit den Locals.
Alternativen:
Innerhalb von Kolumbien hast du die Qual der Wahl, wenn es um schöne und stimmungsvolle Städte und Dörfer geht: Da wären zum Beispiel Salento in der Kaffeeregion, die verschlafenen Kolonialdörfer Barichara und Villa de Leyva oder Ciénaga, das Gabriel García Márquez inspiriert hat. Ein absolutes Highlight ist außerdem Medellín: Als Großstadt natürlich nicht ganz so idyllisch, aber mit einem ganz besonderen Vibe und vielen einzigartigen, bunten Ecken. Sie mögen es bunt und sind nicht auf Kolumbien festgelegt? In ganz Südamerika gibt es Städte, die an Farbenfrohheit Cartagena in nichts nachstehen. Zum Beispiel diese: Salvador de Bahía in Brasilien, Guanajuato in Mexiko oder Valparaíso in Chile. Oder du erkundest Kuba: Die in allen Farben leuchtenden Kolonialstädte auf der Karibikinsel versprühen ein charmantes, leicht abgeblättertes Flair vergangener Zeiten.

6. Mount Everest
Der Mount Everest ist in der letzten Zeit immer wieder in die Schlagzeilen geraten. Grund dafür ist, dass mittlerweile so viele Bergsteiger den Gipfel erklimmen wollen, dass es regelrecht zu Stau kommt. Das wird auf einer Höhe von 8.000 Metern schnell lebensgefährlich, denn: Je länger man in der Schlange steht, desto weniger Sauerstoff bekommt der Körper. Das Adrenalin und das Gefühl einer einzigartigen Erfahrung lässt viele Menschen unvorsichtig werden und sie harren viel zu lange aus, teilweise, bis es zu spät ist. Alleine 2019 gab es mehr als 10 Tote in der sogenannten Todeszone. Ein Problem ist auch, dass der Weg zum Gipfel nur in einem kurzen Zeitfenster passierbar ist, sodass sich der Ansturm nicht verteilt. Und Nepal reguliert die Genehmigungen für den Aufstieg nicht, da das Land vom Tourismus abhängig ist.
Alternativen:
Der Himalaya ist unendlich und es gibt so viele Trekking Möglichkeiten in allen Schwierigkeitsstufen, die du unternehmen kannst. Denn auch wenn es dich nicht zum Gipfel, sondern „nur“ zum Mount Everest Basecamp zieht: Auch der Weg ist überfüllt – eine naturverbundene Wanderung mit Ruhe und Zeit für sich sieht anders aus. Alternativen gibt es zahlreiche: Zum Beispiel der Annapurna Circuit, der Gokya Trek, das Dolpo Trekking, die Dhaulagiri Umrundung oder das Base Camp des Kangchendzönga mit seinen grasbewachsenen Viehweiden. Am dritthöchsten Berg der Welt gibt es nur bis 3.600 Metern Höhe Unterkünfte, ab da wird gezeltet, was die Zahl der Reisenden automatisch verringert. Es gibt sie im Himalaya noch, diese ganz besondere Atmosphäre in unberührter Natur!

7. Angkor Wat
Zugegeben, Angkor Wat ist schon einzigartig: Das Unesco Weltkulturerbe in Kambodscha strahlt pure Magie aus mit seinen über 1.000 mystischen Tempeln und Heiligtümern. Doch angesichts über zweieinhalb Millionen Reisender pro Jahr ist der verwunschene Zauber langsam am Verpuffen, die Eintrittspreise gehen hoch und die Besucher drängeln sich in den beliebten Tempeln der Anlage. Dazu kommt, dass die Touristen oft mit Autos, SUVs und Bussen angekarrt werden, was zu Staus und Luftverschmutzung führt. An manchen Tagen so stark, dass das Atmen schwerfällt und ein Mundschutz empfehlenswert ist.
Alternativen:
Wat Phou im benachbarten Laos ist zwar nicht so groß wie Angkor Wat, aber ebenfalls aus der Khmer Zeit und nicht weniger spektakulär. Hier sind bisher nur wenige Touristen unterwegs, sodass es schön ruhig ist und du die Atmosphäre entspannt auf sich wirken lassen kannst. Unsere Empfehlung: Komm bei Sonnenaufgang und wage den steilen Aufstieg zum Tempel – der Blick ist eine fantastische Belohnung. Wenn du dir Angkor War nicht entgehen lassen wollen, empfehlen wir dir, dir mindestens zwei Tage Zeit zu nehmen, um auch abgelegenere Tempel besuchen zu können. Und beschränke deine Kambodscha Reise nicht auf das Wahrzeichen, sondern besuche unbedingt noch viel mehr: Es gibt hier so viele untouristische Orte zu entdecken und du wirst das authentische Leben wie fast nirgendwo sonst kennenlernen.

Overtourism: So reist du richtig
Ob Machu Picchu, Barcelona oder ein kleines Bergdorf im Nirgendwo – wenn du überall besser unterwegs sein willst, beherzigst du am besten diese Tipps:
- Reise in der Nebensaison, um den Locals ganzjährige Einkünfte zu ermöglichen
- Meide Touristenfallen und unterstütze lieber lokale Projekte
- Übernachte in kleinen, familiengeführten Hotels oder Homestays
- Nimm deinen Müll wieder mit und reduziere Plastik, zum Beispiel durch auffüllbare Wasserflaschen
- Verhalte dich Tieren, Menschen und der Natur gegenüber stets respektvoll

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